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50 Jahre VGP

Alles fing am 21. Mai 1969 an. Zwölf politisch interessierte Männer aus der Gemeinde – das Frauenstimmrecht gab es noch nicht – trafen sich im Säli des Restaurant Ochsen. Weil für sie eine Mitgliedschaft in einer der etablierten Parteien BGB oder SP keine Alternative war, setzten sie sich zum Ziel, eine dritte politische Kraft mit dem Namen „Parteilose Bürger der Einwohnergemeinde Rapperswil“ zu gründen.

Als „Parteilose“ wollten sie eine lose Vereinigung sein und gaben sich keine Statuten. Zum Vorsitzenden wurde Jürg Boss bestimmt und als Sekretär sollte Walter Rosser amten. Vorerst wurden keine weiteren Chargen besetzt und auf die Erhebung von Mitgliederbeiträgen wurde in der ersten Zeit verzichtet. Die Tätigkeit sollte auf Gemeindeebene beschränkt bleiben. Hier wollte man vor allem die mangelhafte Informationskultur der Gemeindebehörden verbessern und zu einer objektiven Meinungsbildung in den politischen Geschäften der Gemeinde beitragen.

So war es naheliegend, dass die neue Partei in den Kommissionen und im Gemeinderat vertreten sein wollte. Eine erste Gelegenheit hierzu bot sich bei den Erneuerungswahlen in die Gemeindesteuerkommission an der Gemeindeversammlung vom 13. Dezember 1969. Angetreten gegen ein wiederkandidierendes Mitglied, welches in geheimer Wahl 96 Stimmen erreichte, blieb der Vertreter der Parteilosen Kurt Schläfli mit 65 Stimmen leider erfolglos.
Im Herbst 1970 demissionierte ein Mitglied des Gemeinderates, und die Parteilosen starteten mit Max Büchi einen neuen Versuch, wiederum ohne Erfolg. Der BGB-Vertreter erzielte mit Unterstützung der SP 125 Stimmen, während Büchi mit 51 Stimmen auf der Strecke blieb. Die bestehende „Zauberformel“ für die Sitzverteilung in der Exekutive trotzte dem Neuen, das da urplötzlich aus dem Boden spross. Noch immer bestand sie – als Zweiparteiensystem – aus sechs Vertretern der damaligen Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei (BGB, heute SVP) und drei Sozialdemokraten.

Die beiden erfolglosen Kandidaturen zeigten, dass die angestrebte Vertretung in Kommissionen und Gemeinderat auf eine andere Weise erreicht werden musste. „Mitarbeiten, nicht revolutionieren“, postulierten die Parteilosen im Frühjahr 1971 an einem von ihnen organisierten konstruktiven Treffen mit der Konkurrenz. Es gelang, das bisher frostige Verhältnis etwas aufzutauen. Fortan waren die Parteilosen auf dem gemeindepolitischen Parkett „geduldet“ aber in den Behörden immer noch nicht vertreten.

An der Parteiversammlung vom 25. Mai 1971 gaben sich die Parteilosen den neuen Namen „Vereinigung für Gemeindepolitik“ (VGP). In den Statuten wurde der Zweck der Partei wie folgt festgeschrieben: „Die Vereinigung für Gemeindepolitik ist ein Verein im Sinne von Art. 60 ff ZGB. Sie will allen politisch Interessierten, die sich keiner bestehenden Partei anschliessen möchten, die Möglichkeit zur aktiven Mitarbeit an den öffentlichen Aufgaben der Gemeinde und der Region verschaffen.“

Eine wichtige Voraussetzung zur Einsitznahme in die Gemeindebehörden bedeutete die von der VGP postulierte und vehement vertretene Einführung des Proporzwahlsystems. Die Gemeindeversammlung stimmte am 16. Dezember 1972 dieser Neuerung nach lebhaft geführter Diskussion mit 76 gegen 62 Stimmen zu.

Die VGP stieg im Herbst 1973 mit einer Viererliste in die erstmals nach dem Proporzwahlsystem an der Urne durchgeführten Gemeinderatswahlen und erzielte einen Achtungserfolg: Sie gewann auf Anhieb und zu Lasten der SP zwei Sitze und knackte die althergebrachte „Zauberformel“ – bei einer Stimmbeteiligung von über 71 Prozent notabene! Mit den beiden Mitbegründern Walter Rosser und Jürg Boss war nun die VGP im Gemeinderat vertreten.

Seither variierten die Sitzverhältnisse im Gemeinderat bis heute nur leicht. Auch als der Gemeinderat im Jahre 2001 auf sieben Mitglieder reduziert wurde, blieb die VGP mit zwei Sitzen die zweitstärkste Ortspartei.

Nahe an ihrem 50 jährigen Jubiläum konnte die VGP anlässlich der Gemeinderatswahlen 2017 ihren bisherigen grössten Wahlerfolg erzielen. Mit drei Sitzen im Gemeinderat (Jolanda Streun; bisher, Daniel Hochstrasser; neu und Bernhard Uhr; neu) ist die VGP präsent wie nie zuvor.

Seit 1994 hält die VGP der Reihe nach mit Kurt Schläfli, Ruth Erne, Beat Weber, Herbert Binggeli, Caroline Bagnoud und Jolanda Streun ununterbrochen das Amt des Vizegemeinde­präsidenten/der Vizegemeindepräsidentin inne. Entsprechend ihrer proportionalen Stärke konnte die VGP auch ihren Sitzanspruch in den Gemeindekommissionen geltend machen.

Bisherige VGP-Gemeinderatsmitglieder :

Walter Rosser   1974 – 1978
Jürg Boss   1974 – 1986 und 1990 – 1994
Hansrudolf Keusen   1986 – 1990
Kurt Schläfli   1986 – 1998
Ruth Erne   1994 – 2004
Beat Weber   1998 – 2010
Herbert Binggeli   2004 – 2013
Caroline Bagnoud   2010 – 2017
Bernhard Uhr   2018 – 2021
Jolanda Streun   2014 –
Daniel Hochstrasser   2018 –

Offen, dynamisch, kreativ sind Eigenschaften, welchen die VGP seit Jahren nachlebt. „Kritische Vernunft“ lautet das politische Motto, mitunter auch in Umweltfragen. Allzu stark exponieren wollen sich die VGPler nicht, und in ein Links-Rechts-Schema wollen sie auch nicht passen. Die VGP ist offen für Anliegen und Meinungen unterschiedlicher Art. Offenheit zeigt sie auch in ihrer Informationspolitik. An der Hauptversammlung und im zweimal jährlich erscheinenden Newsletter wird ein vertiefter Einblick in die Geschäfte der Gemeindepolitik gewährt.

Mit ihren Anlässen möchte die VGP zudem zu einem aktiven Gemeindeleben beitragen. So wird am traditionellen Neujahrsapéro das neue Jahr gemeinsam im gemütlichen Rahmen eingeläutet. Und mit dem jährlichen Event bietet die VGP allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, ein Thema bzw. eine Institution aus dem Gemeindealltag näher kennenzulernen.

 

 
26.12.2023